Der Preis ist heiss!

Posted on Dezember 18, 2014

0


Diese Diashow benötigt JavaScript.

von Sylvia Bernhardt

Es macht Spaß, mit einer gut gefüllten Brieftasche über die Art Basel im Miami zu schlendern. Der Investor, der es leid ist, sich über Niedrigzinsen für Festgeld und Strafzinsen für Tagesgeld zu ärgern, oder fürchtet, dass sich die Aktienkurse bald als überhitzte Blase erweisen, wird hier fündig. Anlagemöglichkeiten zu Hauf, und dazu noch die Freude, ein einmaliges Kunstwerk zu besitzen.

Die Galerie Eigen+Art aus Leipzig hat den Künstler David Schnell über den großen Teich gebracht. Seine Werke werden für ca. 150.000 Euro angeboten. Ein Künstler mit einem eigenen, ausgereiften Stil, dynamischer Pinselführung, interessanten Motiven. Noch nicht überteuert, aber mit einem starken Wachstumspotential. Der Galerist Harry Lybke hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er ein gutes Näschen beim Entdecken von Talenten hat. Dieses Mal gibt er für seinen Stand in Miami satte 120.000 Euro aus, ein klares Bekenntnis zu seinen Künstlern. Meine Empfehlung: Buy!

Wer Freude an erotisch-verträumten Bildern hat, kann sich die Werke von Lisa Yuskavage ansehen. In unserer epilierten Welt etwas zu viel Schamhaar. Aber Asiaten scheinen darauf zu stehen. Ihre Werke für 100.000 bis 200.000 Euro gehen weg wie warme Semmeln. Preissteigerungspotential ist vorhanden, allerdings wird diese Art der Kunst in einigen Jahren vielleicht keinen reißenden Absatz mehr finden. Meine Empfehlung: Buy! Aber nur für den risikofreudigen Anleger, die in einiger Zeit wieder verkaufen will.

Fotos werden immer mehr nachgefragt, sie erzielen inzwischen Preise, wie die gemalten Unikate. Ein Foto von László Moholy-Nagy wurde für 240.000 Euro verkauft. Für den Anleger sehr problematisch, schließlich ist man nie sicher, wie viele Kopien auf dem Markt sind. Für ein Foto scheint der Preis ein vernünftiges Ausgabenlimit überschritten zu haben. Meine Empfehlung: Sell!

Helmut Newtons Frauenbilder dürfen in Miami nicht fehlen. Fotografien für die Ewigkeit. Besser kann man (nackte) Frauen nicht ablichten. Aber weitere Preissteigerungen scheinen im Augenblick nicht in Sicht zu sein. Meine Empfehlung: Hold!

Damien Hirsts „Love Remembered“ ist für vier Millionen Pfund verkauft worden. Man muss es offen aussprechen, Hirst ist ein Vermarktungskünstler. Er verkauft weil er gegen den Strich bürstet, zur Diskussion anregt. Aber für wie lange? Die Kunstwelt bewegt sich so schnell, dass die Provokation von heute zur Langweile von morgen wird. Mein Rat: Sell! Solange der Preis heiß ist.

Posted in: Articles, Visited