Fragen von c.art, Antworten aus dem MMK

Peter Gorschlüter, Kurator des MMK , MMK Direktorin Susanne Gaensheimer, Felix Semmelroth, Kulturdezernent der Stadt Frankfurt und Helmut Müller, Kulturfonds Frankfurt RheinMain bei der Einführung in die Ausstellung
c.art: Ist die Finanzierung der MMK 2 Ausstellungen mit ausschließlich privaten Mitteln schon Geschichte?
Susanne Gaensheimer, Direktorin MMK 2: Die aktuelle Ausstellung Das imaginäre Museum wird finanziell vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, an dem auch die Stadt Frankfurt beteiligt ist und mit Mitteln der Europäischen Union gefördert.
Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain: Das Konzept des MMK 2 hat uns extrem gut gefallen, Teile der Sammlungen dreier Museen in einen neuen Kontext zu stellen. Die Dialoge, die entstehen, sind spannend und notwendig.
c.art: Die aktuelle Ausstellung ist eine einzigartige Zusammenarbeit mit zwei anderen Museen (Tate Liverpool, MMK 2 Frankfurt am Main und Centre Pompidou Metz), so Ihre Ankündigung. Wodurch zeichnet sich dies aus?
Susanne Gaensheimer: Ja, es ist eine einzigartige internationale Museumskooperation. Sie vereint vor dem Hintergrund unseres literarischen Science-Fiction-Szenarios über 80 Hauptwerke der zeitgenössischen Kunst, teilweise Incunabeln der Kunstgeschichte der letzten Jahrzehnte. Drei große europäische Sammlungen, die des Centre Pompidou, der Tate und des MMKs verbinden sich zu einem transnationalen Museum auf Zeit. Das imaginäre Museum wurde so bereits in der Tate, Liverpool gezeigt und geht im Herbst dann von Frankfurt ins Centre Pompidou.
c.art: Der Ausstellung liegt die Zukunftsvision zugrunde, dass Kunst und Museen von der Auslöschung bedroht sind. Haben Sie persönlich eine Vision, wie die Museen in vierzig Jahren aussehen werden?
Susanne Gaensheimer: Die Vorstellung von Bedrohung der Kunst hat heute schon große Aktualität, Kulturschätze werden ausgelöscht durch Terrorismus. Natürlich verändert sich der Zugang zu bildender Kunst durch digitale und moderne Kommunikationstechnologien.
Felix Semmelroth, Kulturdezernent Frankfurt: Was machen Museen heute. Sie bewahren, erfassen, forschen und sie erfüllen die öffentlichen Erwartungen und präsentieren. Was ist in vierzig Jahren? Heute schon geben Wirtschaftberatungsunternehmen der NRW Sammlung den Rat, mehrere Warhols aus rein finanziellen Gründen zu verkaufen. Das ist für mich nichts anderes als der Ausverkauf des europäischen Kunstverständnisses. Das ist kulturpolitisch verheerend und bedeutet, das Fundament des Kulturverständnisses aufgeben. Das nächste Beispiel ist die von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG vorgeschlagene Schließung des Museums Morsbroich um die verschuldete Stadt Leverkusen zu sanieren. Diese Ausstellung ist auch ein kulturpolitisches Signal, was an Kulturschätzen vorhanden ist.
c.art: Mit der Eröffnung des MMK 2 wurde angekündigt, hauptsächlich Werke aus der Sammlung zeigen zu wollen. Lehnen Sie sich mit der neuen Themenausstellung und dem internationalen Format mehr und mehr an die Konzepte und Funktionsweisen von Blockbuster-Ausstellungen an?
Felix Semmelroth: Mit der Themenausstellung und der Präsentation von Kunst aus drei europäischen Museen hat Susanne Gaensheimer Pionierarbeit geleistet. Das wurde schon in der Jubiläumsaustellung 2011 deutlich. Die eigene Sammlung in den Kontext mit anderen Kunstsammlungen zu stellen, heißt die Frage stellen, was macht den Wert aus, was macht die Sammlung zukunftsweisend? Und es gibt auch in der Kunst eine Perspektivenverschiebung. Um diese spektakulären Ausstellungen, Blockbuster, zu finanzieren, sind immer mehr private Förderer notwendig.
Die Ausstellung Das imaginäre Museum wurde gerade in der Tate, Liverpool gezeigt und ist vom 24.3. bis 4.9. 2016 im MMK 2, Museum für Moderne Kunst Frankfurt, zu sehen. Danach geht es weiter nach Frankreich, ins Centre Pompidou, Metz. Weitere Infos unter www.mmk-frankfurt.de
Foto: Sylvia Bernhardt
Redaktion: Sylvia Bernhardt, Regina Liebermann
Posted on April 7, 2016
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